Der Forstbetrieb Großer Grassert wurde im Forsteinrichtungsjahr 1994 vom schlagweisen Hochwaldbetrieb auf naturgemäße, ökologisch orientierte Dauerwald-Wirtschaft umgestellt. Kahlschläge, Räumungshiebe und großflächige Pflanzungen wurden aus ökologischen und betriebswirtschaftlichen Gründen umgehend eingestellt. Eine forstliche Standortskartierung wurde in Auftrag gegeben.
Die Pflege und Ernte erfolgt seit diesem Zeitpunkt stetig im 5-jährigen Turnus, auf den Einzelbaum statt auf die Fläche bezogen (Plenterprinzip). Wir streben Naturverjüngung, Jungwuchserziehung und Qualifizierung unter aufgelockertem Schirm älterer Bäume an. Innerhalb von Pflegeblöcken erfolgt eine kleinräumige, situative Waldpflege unter Berücksichtigung der Standortsverhältnisse, der Wuchsdynamik und der sukzessionalen Entwicklungsrichtung. Schon in jüngeren Beständen wird bevorzugt auf qualitativ schlechte, mittelstarke bis starke Bäume gehauen und daneben wird verteilungsunabhängig eine bemessene Zahl von Auslesebäumen, zukunftsfähigen Nachrückern und Mischbaumarten gefördert (keine schematische Z-Baum-Durchforstung mit Abstandsregel). Der Wertholzproduktion dienen selektive Wertästungen. In älteren Baumhölzern und Altbeständen legen wir großen Wert auf eine Stammzahl- und Qualitäts-schonende Vorratspflege, einen allmählichen Übergang zur langfristigen Zieldurchmesserernte (wobei der Zieldurchmesser als Mindestdurchmesser nur ein Hiebskriterium darstellt), den Schutz einzelner Habitatbäume und eine moderate Totholzanreicherung. Aus Pfleglichkeitsgründen erfolgen die Holzernte, Holzrückung und sonstigen Waldarbeiten nur durch ortskundige, zertifizierte Forstunternehmer bzw. Waldarbeiter (langjährige Zusammenarbeit), die seit mehreren Jahren nach Zeitaufwand (nicht mehr im Akkord) bezahlt werden.
Auf Störungsflächen (z.B. nach Sturmwurf oder Borkenkäferbefall) wird in Abhängigkeit von den Randbedingungen entweder natürliche Wiederbewaldung,
z.T. beginnend mit Pionierbaumarten, dankend angenommen, oder eine Pflanzung wertvoller, klimaplastischer
Lichtbaumarten durchgeführt.
Von zentraler Bedeutung für den naturgemäßen Waldbau, vor allem für die Renaissance der Weißtanne im Betrieb, war und ist eine vergleichsweise intensive Rehwildbejagung. Die Jagd dient als unverzichtbares waldbauliches Werkzeug.
Der Forstbetrieb setzt eine umfassende
Bodenschutz-Strategie um:
Durch naturgemäße stetige Waldpflege, Dauerbestockung, Förderung von Laubbäumen und Tiefwurzlern, Verzicht auf Vollbaumnutzung, systematische Feinerschließung mit mittlerem Abstand der Rückegassen von 40m (digitale Karte 2004), nur Forstschlepper mit Breitreifen, Stopp des Maschineneinsatzes oder Bänder-Pflicht bei nasser Witterung.
In den 1990er Jahren erfolgte in Teilbereichen des Betriebs auch eine Dolomit-Kalkung.
Forsteinrichtungen (1994, 2004), Betriebsinventuren mit permanenten Stichproben (weiße Karte) (2003, 2013, pro ha eine Stichprobe), mehrere Weiserflächen, Standortskarte (orangene Karte) (1993) plus Informationen zur standortsspezifischen Baumarten-eignung und zu Standortswäldern, boden- und waldernährungskundliche chemische Analysen aus den 1990er Jahren, Humusformen-Inventur (2003).
Seit 1995 stellt der Forstbetrieb seine jährlichen betriebswirtschaftlichen Ergebnisse dem Testbetriebsnetz Forstwirtschaft des BMEL (für Privatwälder mit >200 ha Fläche) zur Verfügung und erhält im Gegenzug ökonomische Referenzwerte des Gesamtkollektivs. Wichtige Grundlage für das zukünftige betriebliche Management ist eine zielbezogene Risikoanalyse, die im Jahr 2016 im Rahmen des KoNeKKTiW Verbundprojekts von der FVA Baden-Württemberg (Abt. Forstökonomie) in Zusammenarbeit mit dem Betriebsleiter erstellt wurde.